Liu Binyan, geboren am 7. 2. 1925 in Changchun in der nordostchinesischen Provinz Jilin als ältester Sohn eines Russisch-Dolmetschers der Ostchinesischen Eisenbahn. Nach 1933, als Japan die Ostchinesische Eisenbahn akquirierte und Lius Vater seine Stellung verlor, verarmte die Familie. Deshalb besuchte er nur kurze Zeit die Grundschule und lernte im Selbststudium die russische und japanische Sprache. 1939 wurde seine erste Kurzgeschichte veröffentlicht. Nachdem er 1943 in Tianjin einer Untergrundorganisation der Kommunistischen Partei zum Kampf gegen Japan beigetreten war, wurde er im folgenden Jahr Mitglied der KPCh. Zu dieser Zeit arbeitete er als Grund- und Mittelschullehrer, daneben auch als Bankangestellter. Nach der Kapitulation Japans kehrte er in den Nordosten zurück und beteiligte sich am Aufbau der kommunistischen Jugendorganisation. Daneben übersetzte er Theaterstücke aus dem Russischen. Ab 1951 war er Redakteur und Korrespondent der „Chinesischen Jugendzeitung“ in Beijing. Seit 1949 unternahm er mehrere Auslandsreisen nach Ungarn, Polen, in die Schweiz und in die Sowjetunion sowie längere Informationsreisen in China, auf denen er Anschauungsmaterial für seine Kritik an der Bürokratisierung der Partei und der zunehmenden Distanz zwischen Parteikadern und Volk sammelte. In der Anti-Rechtskampagne 1957 wurde Liu zum rechten Element erklärt; Ausschluss aus der Partei und Publikationsverbot. Die folgenden drei Jahre leistete er ...